17.11.2020

Wie man an seinem Gesicht unschwer erkennt, war es heute kein guter Tag für den armen Carlos. Wir hatten bemerkt, dass Carlos im hinteren Rückenbereich zwischen Ende der Lendenwirbelsäule und dem Rutenansatz ungeheuer schmerzempfindlich reagierte.

So wurde der Bub in Narkose gelegt und geröngt. So wie es aussieht, hat er eine Cauda equina. Dabei handelt es sich um eine Einengung des Wirbelkanals von den letzten Lendenwirbeln an Schwanzwärts. Dies ruft starke Nervenschmerzen und im späteren Stadium Lähmungen hervor. Unserer Physio war aufgefallen, dass Carlos die Rute nicht heben kann, was ebenfalls für diese Diagnose spricht.  Es wird in Vorbereitung der Operation noch ein CT gemacht werden müssen. Carlos ist über all das alles andere als amused und war den Rest des Tages ziemlich schlecht gelaunt und hielt sich lieber von uns fern. Ich hoffe es gelingt uns noch ihn davon zu überzeugen, dass wir ihm helfen wollen und dass das leider nur so geht. Die Operation wird einen ganzen Berg Euronen verschlingen und wahrscheinlich werden wir euch um Hilfe bitten müssen, wenn es soweit ist. Fest steht, Carlos können nur durch eine Operation die Schmerzen genommen und wieder Lebensqualität gegeben werden. Mit seinen sechs Jahren hat er noch viele Jahre vor sich und die soll er Schmerzfrei genießen können.

Inzwischen ist Neuankömmling Sofie auch schon etwas aufgetaut. Frauen findet sie deutlich sympathischer als Männer und das sicherlich nicht ohne Grund. Das nette Mädel hat eine wahre Odyssee hinter sich, die sie seelisch sehr mitgenommen hat.

Sofi lebte viele Jahre zusammen mit ihrem Hundekumpel bei der Arbeitsstelle einer jungen Frau, die die beiden versorgte. Diese musste nun ins Ausland und sorgte sich sehr, was aus den beiden Hunden werden würde. Sie informierte den Tierschutzverein und die Hunde kamen auf eine Pflegestelle. Der Rüde büchste dort immer wieder aus, also mussten sie wieder die Stelle wechseln. Die nächste „Pflegestelle“ hängte die beiden zur Sicherheit an die Kette, damit der Rüde nicht wieder auf Wanderschaft gehen konnte. Das wird er nie wieder, denn der arme Kerl erdrosselte sich an der Kette. Sofie wahr sehr erschüttert über den Verlust ihres Kameraden und wurde an eine andere Stelle verfrachtet. Das gab dem Mädel den Rest, sie war völlig durch den Wind und verstand die Welt nicht mehr. Wen wunderts. Die ersten beiden Tage bei uns war Sofie völlig in sich gekehrt und hat fast nur geschlafen. Aber inzwischen erwachen die Lebensgeister wieder. Sie wedelt freudig wenn es spazieren geht und hat schon ein paar Helferinnen denen sie zu trauen beginnt und sich über Streicheleinheiten freut. Das wird liebe Sofie, deine Zukunft sieht rosiger aus, als du dir das im Moment vorstellen kannst.

Dieser Beitrag wurde in Tagebuch veröffentlicht
. Sie können ein Lesezeichen auf den Permalink. setzen, Sowohl Kommentare als auch Trackbacks sind geschlossen.