Unser Leben und arbeiten mit den Hunden ist untrennbar mit Abschieden verbunden. Tausende von Abschieden waren es in den vielen Jahren, traurige weil ein Hund verstarb und glückliche weil sie in ein neues Zuhause gezogen sind. Aber manche eigentlich glückliche Abschiede sind anders, weil die Verbindung zum Hund so tief war, dass es schwer fiel los zu lassen. Aber es geht hier nicht um unsere Befindlichkeiten, es geht um das Glück unserer Schützlinge, das ist die oberste Maxime. Und deswegen, lass los was du liebst.
Am 18.07.2021 kam Siena zu uns und sie war vom ersten Tag an mein Hund. Unter all den tausenden von Hunden die wir schon bei uns hatten, war es das zweite Mal das mir das passierte. Siena hatte eine gebrochene Hüfte und wir spendierten ihr eine neue Hüfte um endlich schmerzfrei leben zu können. Doch es sollte leider alles ganz anders kommen. Die neue Hüfte wuchs perfekt ein aber die OP Wunde hatte sich mit multiresistenten Keimen infiziert, die Hüftprothese musste wieder raus und es begann eine schwere Zeit.
Vorbei die sorglose Zeit des spielens mit ihren Hundekumpels, strengste Quarantäne war angesagt und das über ein dreiviertel Jahr. Das war schwierig für uns zu stemmen, denn über eine Isolierstation verfügten wir damals noch nicht und keine Klinik wollte Siena aufnehmen. Also mussten wir uns selbst behelfen. Der Aufwand war riesig und ich kümmerte mich ausschließlich um Siena. Mehrmals täglich die infizierten Wunden spülen, Verbandswechsel, immer komplett vermummt von Kopf bis Fuß, doppelte Handschuhe. Aber nicht nur die Wundversorgung auch die Psyche war wichtig, Siena Gesellschaft leisten, bei ihr sein, Zeit mit ihr verbringen. Das hat das Band zwischen uns sehr, sehr eng werden lassen. Zum Glück ist Siena ein in sich ruhender, unglaublich geduldiger Hund, was ihr half diese Zeit unbeschadet zu überstehen.
Als klar war, dass Siena das Bein nicht mehr würde benutzen können und die Infektionen in der Wunde mit nichts abheilen wollten, nahmen wir sie zu uns ins Haus in die Gnadenbrotgruppe. Das war eine schöne Zeit, wo ich war war Siena. Mit ihren sanften dunklen Augen schaute sie bis tief in die Seele.
Ende August bekam ich einen Anruf von Interessenten für Siena, der mich in ein Gefühlschaos warf. Wollte, konnte ich Siena gehen lassen? Na gut, erstmal kennen lernen, vielleicht sind sie ja nicht nett, dann ist alles ganz einfach. Aber sie waren nett, sehr nett, zu nett und zu gute Voraussetzungen um nicht ja zu sagen. Drei weitere Hundekumpels, zwei davon mit teilweise erheblichen orthopädischen Problemen, immer jemand da, beste medizinische und Physiotherapeutische Betreuung. Es war so schwer für mich aber Siena sollte mehr Mensch haben als es bei unseren Abläufen möglich ist, sollte immer dabei sein können, sollte mehr vom Leben haben. Also lass los was du liebst und so zog Siena am 6. September in ihr neues Zuhause um. Sie lebt jetzt im Schloss Bockenheim im Weingut Janson und besser hätte mein Seelenhund es nicht treffen können. Sie wird von Herzen geliebt und umsorgt und alle sind von ihrem bezaubernden Wesen hin und weg. Isa betreut Siena weiterhin physiotherapeutisch und was sie mir von Siena und ihrem neuen Leben erzählt, macht mich sicher, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Aber sie fehlt mir und es gibt Tage da gehts mir gar nicht gut, aber wer bin ich, um Siena so eine Chance zu verbauen.
Das ist Sienas Geschirr, das sie auch mitbekommen hat. Und genau das wird Siena immer für mich sein, mein ganz besonderes Freudentier….