10.10.2018

Unser Täubchen gurrt nicht mehr. Sie hat ihre Flügel aufgespannt und ist auf die andere Seite geflogen. Tessis Zustand hatte sich über Nacht nochmals erheblich verschlechtert, so dass es Zeit war sie gehen zu lassen. Vom Kopf her war sie schon weg, es war nur noch ihr Körper da und so ging es in Bruchteilen von Sekunden, dass Tessi losgelassen hat. Sie lag in meinem Arm und glitt sanft hinüber.

Nie werde ich den Anblick vergessen, als ich Tess das erste Mal in dem winzigen Zwinger eines spanischen Tierheims sah. Sie war über und über von weißem Schaum bedeckt und lief in ihrem Stress durch die Enge und den Lärm die Wände hoch! Das war im Frühjahr 2007. Ich spürte, bleibt Tess dort wird sie zugrunde gehen und so kam sie kurz darauf zu uns.

Sie hatte ihr erstes Lebensjahr völlig abgeschlossen in einem kleinen Hof verbracht und der immense Schaden den die fehlenden Reize anrichteten sollte sie ein Leben lang begleiten. Tessi war nie unverträglich mit Hunden und auch freundlich mit Menschen aber die Welt da draußen war für sie der Super Gau. Ein Mensch, ein Hund, irgendwas selbst auf große Entfernung brachte sie völlig zum ausflippen, sie war nicht mehr ansprechbar.

Tessi war wahnsinnig schnell gestresst und reagierte prompt darauf. So war der Dreh- und Angelpunkt bei einer potentiellen Vermittlung die Wohnlage. Weit weg von allem, gefunden haben wir diese Menschen leider nie.

Vor sechs Wochen zog Tessi zu uns in die Gnadenbrotgruppe. Leider nur sechs Wochen aber sie schlief eng rangekuschelt mit im Bett und hatte eine schöne, entspannte Zeit. Sie hatte nun was Schönes zum mitnehmen und da zählt nicht die Zeit, sondern dass sie es überhaupt erleben konnte.

Tessi, deine Freunde Diddl und Jaimie werden dich auf der anderen Seite erwarten und ihr werdet wieder soviel Spaß zusammen haben wie früher. Dein Diddl ist dir letztes Jahr vorrausgegangen, ich saß mit ihm an genau dem gleichen Platz beim Tierarzt wie mit dir heute.

 

 

Flieg los Hübsche, da drüben ist nichts mehr was dich stressen kann, da ist nur Ruhe und Frieden. Ich hoffe es gibt hinter dem Regenbogen auch Zuckerrüben, auf die so versessen warst.

Du wirst uns allen hier sehr fehlen. 11 Jahre warst du bei uns, wir waren deine Familie und wir haben vieles zusammen erlebt. Nun war deine Kraft zu Ende und es war Zeit die Räume zu wechseln. Irgendwann sehen wir uns wieder und ich werde dich sofort an deinem gurren erkennen. Bis dahin, leb wohl….

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