24.01.2021

Irgendwie sind die Hunde die aus dem Ausland zu uns kommen wie Flüchtlinge. Sie bekommen durch die Aufnahme bei uns die Chance Hunger, elenden und feindlichen Lebensbedingungen, Misshandlung, Verfolgung und Vertreibung zu entfliehen. Sie bekommen bei uns Asyl und werden auf ein integriertes Leben in einer neuen und für so manchen auch fremden Kultur vorbereitet.

Gestern durften wir wieder neun Flüchtlinge begrüßen, die mit ihrem Vergangenheitsköfferchen und ganz viel Hoffnung auf ein besseres Leben bei uns gelandet sind.

Der vierjährige Fluffy hatte bisher kein schönes Leben. Auch kleine Hunde werden vernachlässigt und schlecht behandelt. Als Isa ihn gestern untersuchte, stellte sie mehrere ausgerenkte Wirbel, einen Hüftschiefstand und einen dicken Bluterguß am Rücken fest. Anfangs war er von der Behandlung nicht begeistert weil es ihm weh tat, aber letztlich lies sich Fluffy behandeln und siehe da er war danach wie ausgewechselt. Konnte die Rute wieder heben und sauste voller Freude wie befreit durch den Auslauf. Er flitze zu Isa und drücke sich ganz nah an sie, wie um Danke zu sagen, dass er seine Schmerzen los war. Ist ein zuckersüßer Knopf, der hoffentlich gar nicht erst sein Köfferchen auspacken muss.

Der zweijährige Jaro witterte sofort Morgenluft als er die Transportbox verlassen hatte, flitzte mit wehenden Fahnen in den Auslauf und rannte, rannte und rannte. Es war wie eine Befreiung. Was muss dieser agile Bub an der Kette gelitten haben. Er ist ein freundlicher, aufgeschlossener Kerl, der den ersten Spaziergang heute sooo genossen hat.

Die vierjährige Gwenny ist der typische Hund, der in solchen Ländern als Wachhund an der Kette gehalten wird. Dafür taugt sie nun so gar nicht, denn Menschen findet das sanfte große Mädel einfach toll. Also verlor sie ihren Job und tauschte die eine Kette gegen die nächste im Tierheim. Damit ist jetzt Schluss und Gwenny strahlt übers ganze Gesicht endlich auch mal zu den Glücklichen zu gehören.

Auch der einjährige Boris kann sein Glück kaum fassen. Endlich frei sein, spielen, toben und ein unbeschwerter, junger Hund sein dürfen. Boris kennt noch nicht so viel vom Leben aber er hat sich eine vorsichtige Neugier bewahrt und das ist schon mal ein gutes Startkapital.

Im Gegensatz  zu den meisten Hunden in dem bulgarischen Tierheim hat der arme, anderthalbjährige Stanley noch nicht mal eine Hütte als Schutz vor Regen und Kälte gehabt. Für ihn blieb nur eine Liegepalette… Für uns selbstverständlich, für Stanley schon die Erfüllung unter der Wärmelampe sich aus dicken Fellen und Decken ein Nest bauen zu können.

Kaum hier und schon wurden die ersten Freundschaften geknüpft. Die einjährige Luni und der Boris waren vom ersten Moment an Kopf und Arsch und haben so viel Spaß zusammen. Die beiden sind ein echtes Dream Team. Wer auf der Suche nach einem netten Doppelpack ist, sollte die beiden Herzensbrecher mal kennenlernen.

Auch das kleine, zierliche Schäferhundmädel Nikolina ist froh der Kette entronnen zu sein. Mit ihren sechs Jahren ist sie schon ziemlich abgeklärt und erklärter Menschenfreund. Ist ne ganz Feine.

Der dreijährige Eduardo mit den unvergleichlichen Ohren, ist ein anhänglicher Hundekumpel, der viel Nähe sucht. Er hat schon Interessenten und hat sich heute von seiner beste Seite gezeigt. Schaun wir mal, ob er Glück hat und bald umziehen darf.

Und dann ist da noch die kleine, anderthalbjährige Merle. Auch zu ihr war das bisherige Leben und die Menschen ziemlich hässlich. Sie war gestern völlig überfordert, saß nur zitternd in der Ecke. Inzwischen hat sie die Couch im warmen Hundehaus zu ihrem Lieblingsort erklärt und Menschen findet sie nun auch schon gar nicht mehr so übel. Sie wird noch ein paar Tage brauchen sich zu berappeln, aber das wird Merlekind.

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