12.10.2017

Warum soll man nochmal vertrauen wenn man sein Leben im Elend verbracht hat, wenn Menschen einem das fürchten lehrten Tag für Tag aufs Neue ? Vor dieser Herausforderung und Frage stehen unzählige Hunde, wenn sie dann irgendwann das Glück hatten gerettet zu werden. Gerettet, und was dann? Bei manchen reicht der täglich gefüllte Napf und freundliche Worte, das ausbleiben von Schlägen und ein weiches Lager um den Kopf wieder zu heben und zu beginnen an das Gute im Menschen zu glauben.

Aber bei vielen dauert es lange, sehr lange und fordert uns Menschen viel Geduld und sanfte Beharrlichkeit ab. So wie bei unserem Opa Walt. Zu lange hat er in seiner Welt gelebt, überlebt in dem er immer auf der Hut war und sich rechtzeitig in Sicherheit brachte. Nur wenige lässt Walti an sich heran und deswegen sind die Fortschritte die er macht umso wertvoller. Er beginnt wahre Freude zu zeigen wenn unsere Helferin Christine ihn besucht, was sie fünf Mal die Woche macht. Dann strahlt der alte Bub, macht Stimmen und ist ganz aufgeregt. Walt geniesst die Zeit die die beiden miteinander verbringen, kann inzwischen in Christines Gegenwart sogar schon entspannen und sich auf die Seite legen, was ein großer Vertrauensbeweis ist. Aber so Sachen wie bürsten z.b. nein das geht noch nicht, das ist noch Hexenwerk.

Wenn seine Kumpeline Emma zu ihrem täglichen Spaziergang aufbricht, bellt Walt ihr hinterher aber er kann sie nicht begleiten, da er in puncto Leine laufen noch keine Fortschritte gemacht hat. Zumindest lässt Walti sich an guten Tagen hin und wieder das ausbruchssichere Brustgeschirr anziehen. So auch heute wieder. Heiko war der Glückliche, von dem Opa Walt es sich anziehen liess.

Es sind winzige Schritte und vielleicht kommen wir irgendwann dahin, dass Walt seine Ängste soweit überwinden kann, dass es möglich wird und wir ihm etwas von der Welt da draußen zeigen und ein wenig Freiheit geben können. Er ist ein alter Bub, ausgezehrt und wackelig und wir wissen nicht wieviel Zeit ihm bleibt. Aber nutzen werden wir diese Zeit und wir hoffen so sehr dass die Zeit noch reicht ihn das irgendwann erleben zu lassen.

 

 

 

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