16.11.2017

Unheilschwanger zog der neue Tag herauf. Dichter Nebel umschloss das Hundeheim. Unerbittlich kroch die feuchte Kälte in die Knochen und das alte Hundemädchen spürte ganz deutlich, der Lack ist ab, die besten Jahre sind vorbei. Aber sie lies sich nicht beirren und trappelte die Treppen hinauf, schließlich war bald Frühstückszeit. Näpfe klapperten und der erwartungsvolle Blick wich ungläubigem Entsetzen. Durch das Kindergitter musste die alte Hündin mit schreckensgeweiteten Augen mitansehen, wie alle Futter bekamen nur ihr Napf blieb leer. Sie protestierte lautstark, drohte sie werde den Tierschutzverein informieren, aber alles vergebens.

Statt Futter zu bekommen wurde ihr das Brustgeschirr angezogen. Etwas Hoffnung keimte auf, dass aus diesem Tag auch wenn er schlimm angefangen hatte, doch noch etwas schönes werden könnte. Sie stiefelten los doch statt ins Feld zu gehen war der Ausflug schon am Auto zu Ende. Kräftige Hände packten den alten Hund und steckten ihn in eine Box. Oh nein, das macht ihr nicht mit mir, ihr werdet schon sehen was ihr davon habt mir so etwas anzutun. Der süssliche Geruch von frischem, warmem Hundehaufen zog durchs Auto und zwang nach fünfhundert Metern zum anhalten. Ein triumphales Grinsen überzog das weiße Gesicht als sie aus der Box geholt wurde. Doch im gleichen Moment wurde ihr die Abscheulichkeit der menschlichen Rasse bewusst, denn statt aussteigen zu können wurde sie ohne Rücksicht auf Gegenwehr in den hinteren Teil des Autos gesetzt und weiter ging die Fahrt. Fierberhaft suchte die verzweifelte alte Hündin nach einem Ausgang. Auch ihr lautes Jammern bewegte die herzlose Fahrerin nicht zum anhalten.

Dann endlich, das Auto hielt an und das alte Mädchen hechtete mit einem beherzten Sprung nach draußen sobald sich die Tür öffnete. Aber auch dieses Mal gab es kein Entkommen und keinen Spaziergang. Das Gebäude das sie betraten roch komisch und in einem Raum traf sie auf weitere Leidensgenossen, die ihr versuchten Mut zu machen. Aber die waren ja noch viel zu jung und unerfahren, als alter Hund hat man doch ein ganz anderes Gespür für Gefahr.

Kurz darauf bestätigten sich die schlimmen Ahnungen, fremde Hände berührten sie, hielten sie fest und führten einen langen, spitzen Gegenstand in ihr Bein. Der Schmerz wich schnell einer bleiernen Müdigkeit und einem tiefen Schlaf. Als sie wieder erwachte hatte sie einen komischen Geschmack im Maul. Mist, habe ich geschwächelt und einen Moment nicht aufgepasst, das passiert mir nicht nochmal. Jetzt wird es aber Zeit, dass ich abgeholt werde. Haallooo, ich möchte endlich gehen. GEHEN habe ich gesagt, NEIN nicht schon wieder in diese Blechkiste, GEHEN. Es ist unglaublich wie rücksichtslos manche Menschen mit alten Hunden sein können.

Ich glaube, so würde unser Röslein seinen heutigen Vormittag, den Besuch beim Tierarzt und die erfolgte Zahnsanierung beschreiben 😉 Natürlich war unter dem Zahnstein alles bestens und nicht einer ihrer Zähne musste gezogen werden, was nach ihrer Rückkehr sofort von klein Bambi überprüft wurde. Wäre ja noch schöner, bin doch kein altes Wrack. Nein, Röslein das bist du mit deinen zarten 14 Jahren wirklich nicht. Süßer Dickkopf, dafür gibts ganz lecker Abendessen, versprochen!

 

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