Mancher von euch wird es kennen, das „Gelassenheitsgebet“:
Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
Im Tierschutz ist das allgegenwärtig. Wir müssen einsehen, dass wir nie allen werden helfen können die Hilfe benötigen und es ist keinem damit geholfen daran zu verzweifeln und ständig damit zu hadern. Das raubt nur Kraft, Kraft die wir brauchen, um die Dinge zu ändern die wir ändern können. Und wir können viele Dinge ändern. Vielleicht nur im Kleinen, aber für jeden einzelnen Hund, dem wir die Chance auf ein neues Leben, auf eine Zukunft geben können, bedeutet es alles. Und für uns auch.
Ich habe oft den Eindruck, dass viele unserer Hunde, dieses Gelassenheitsgebet verinnerlicht haben. Wie sollten sie es sonst aushalten und ertragen jahrelang, manche ihr ganzes Leben lang unter widrigsten Bedingungen leben zu müssen. Aber dann wenn sich ihr Leben zum Guten wendet, die Chance zu ergreifen, sich zu öffnen und wieder beginnen zu leben. Das ist wie das Erwachen aus einem Koma.
Sicherlich war Urmel in seinem armseligen Leben die vielen Jahre an der Kette nicht immer gelassen sondern oft einsam, traurig, verzweifelt und hungrig. Aber im Inneren hat er sich ungeheure Kraft bewahrt und die kommt jetzt zum Vorschein.
Dieser neunjährige Bub ist seit knapp einer Woche hier und es ist als wäre er in einen Jungbrunnen gefallen. Eine ungeheure Lebenslust, Fröhlichkeit und Lust an Bewegung bricht sich Bahn. Vergangenes abzustreifen, abzuhaken, im Hier und Jetzt das Leben genießen. Das sind wahre, bewundernswerte Lebenskünstler. Was können wir alles von solchen Hunden lernen. Schaut Urmel in die Augen, er ist bereit für sein neues Leben und möchte nichts lieber, als mit seiner ansteckenden guten Laune euer Leben zu bereichern.